Aufgeheizte Stimmung in Somalia nach Anerkennung von Somaliland
Die Anerkennung von Somaliland durch Israel hat die Stimmung in Somalia verschärft. In der Hauptstadt Mogadischu gehen Menschen aus Wut über die Entscheidung auf die Straße, in Somaliland aus Freude. Von Karin Bensch.

Stand: 30.12.2025 17:27 Uhr
Die Anerkennung von Somaliland durch Israel hat die Stimmung in Somalia verschärft. In der Hauptstadt Mogadischu gehen Menschen aus Wut über die Entscheidung auf die Straße, in Somaliland aus Freude.
Menschen gehen in Mogadischu, der Hauptstadt von Somalia, auf die Straße. Sie versammeln sich im Fußballstadion, schwingen Nationalflaggen, protestieren dagegen, dass Israel Somaliland als unabhängigen Staat anerkannt hat. Denn ihrer Ansicht nach ist Somaliland kein eigenständiges Land, sondern ein Teil von Somalia.
Auch Abdalla Mohamed, ein junger Mann aus Mogadischu, sieht das so: "Ich lehne die Teilung meines Landes Somalia entschieden ab. Ich sage Israel, dass ihre Anerkennung von Somaliland, terroristischen Gruppen, die in Somalia aktiv sind, eine Gelegenheit bietet."
Geostrategisch wichtige Lage für Israel
In Hargeisa, der Hauptstadt von Somaliland, ein anderes Bild: Menschen feiern, dass sie von Israel, dem weltweit ersten Staat, als unabhängiges Land anerkannt wurden. Ein diplomatischer Meilenstein für Somaliland. Es ist flächenmäßig knapp halb so groß wie Deutschland, hat aber schätzungsweise nur wenige Millionen Einwohner.
Die Regierung in Somaliland wünscht sich eine engere Partnerschaft mit Israel. Vor allem im Handel, in Landwirtschaft und Technologie. Somaliland erhofft sich aber auch mehr Stärke und Sicherheit durch eine Unterstützung von Israel.
Für Israel ist Somaliland vor allem deshalb interessant, weil es eine wichtige geostrategische Lage hat: am Golf von Aden, direkt gegenüber dem Jemen. Dort kontrolliert die Huthi-Miliz, die vom Iran mitfinanziert wird, einen Großteil des Landes. Und: Somaliland liegt nicht weit entfernt von der wichtigen Meeresenge zum Roten Meer, an der in der Vergangenheit - vor der Waffenruhe vom Oktober - Huthi-Milizen immer wieder internationale Handelsschiffe angriffen.
Neue Konflikte sind möglich
Sollte die israelische Armee tatsächlich Zugang zu Somaliland bekommen, könnte sie von dort aus die Huthi aus der Nähe überwachen und auch angreifen. Das könnte neue Konflikte bringen - regional und international, sagt Hassan Khannenje, Direktor des Horn International Institute for Strategic Studies.
"Nach dieser Anerkennung ist es möglich, dass Somaliland Israel erlauben könnte, Militärbasen auf seinem Gebiet zu bauen. Für Somaliland wäre das eine Absicherung gegen mögliche Angriffe aus Mogadischu, dem Mittleren Osten und einigen Golfstaaten", erklärt Khannenje.
