Baerbock beklagt "Tausende Nadelstiche" gegen die UN
Für die Vereinten Nationen geht ein schwieriges Jahr zu Ende. Die Präsidentin der Generalversammlung, Baerbock, warnt im ARD-Interview vor einem "leisen Zusammenfall" der Institution, sieht aber auch Positives. Von Martin Ganslmeier.

Zukunft der Vereinten Nationen Baerbock beklagt "Tausende Nadelstiche" gegen UN
Stand: 29.12.2025 09:22 Uhr
Für die Vereinten Nationen geht ein schwieriges Jahr zu Ende. Die Präsidentin der Generalversammlung, Baerbock, warnt im ARD-Interview vor einem "leisen Zusammenfall" der Institution, sieht aber auch Positives_._
Seit vier Monaten ist Annalena Baerbock Präsidentin der UN-Generalversammlung. Protokollarisch ist es das höchste Amt bei den Vereinten Nationen, wenngleich politisch nicht so einflussreich wie das des UN-Generalsekretärs. Vier Monate sind zu früh für eine Bilanz, nicht aber für eine Warnung: "Das haben wir in der Weltgeschichte leider schon öfters erlebt, dass große Systeme, wahnsinnig gute Ideen nicht mit einem Knall auseinanderfliegen, sondern leise in sich zusammenfallen."
Sorge um multilaterale Weltordnung
Die multilaterale Weltordnung, die nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen wurde, war 2025 bedrohter als je zuvor. An die Stelle der regelbasierten Ordnung tritt immer ungehemmter das Recht des Stärkeren. Vor allem Wladimir Putins Russland und Donald Trumps Amerika machen den Vereinten Nationen das Leben schwer, kritisiert Baerbock im ARD-Interview:
Weil es Tausende von Nadelstichen von denjenigen gibt, die als Sicherheitsratsmitglied einen Angriffskrieg gegen ein anderes Land fahren - wie Russland - und damit auf offener Bühne die Charta der Vereinten Nationen brechen. Und auf der anderen Seite ist ein anderes Sicherheitsratsmitglied, was versucht, aus jeder Resolution - selbst bei der humanitären Hilfe - plötzlich Frauenrechte rauszustreichen.
Themen wie Klima, Umwelt und Frauen werden in Frage gestellt
Die Trump-Regierung will die Vereinten Nationen auf ihren ursprünglichen Kern zurückstutzen: Friedenssicherung und Blauhelm-Missionen. Alles, was mit Klima, Umwelt und Frauen zu tun hat, wird in Frage gestellt. Konkret bedeutet dies: Raus aus dem UN-Klimaschutzabkommen, raus aus der Weltgesundheitsorganisation und dem UN-Menschenrechtsrat sowie drastische Kürzungen bei der Finanzierung der UN und der Entwicklungshilfe.
In seiner Rede vor der UN-Vollversammlung im September warf Trump den Vereinten Nationen vor, nur Briefe und "leere Worte" zu produzieren. Diese aber beenden keine Kriege, sagte Trump. Das schaffe man nur mit "Action": So will Trump auch das linksnationalistische Regime in Venezuela in die Knie zwingen. Appelle der Vereinten Nationen zur Zurückhaltung ignoriert er.
