Bedrohung aus Russland: Schweiz diskutiert über Aufrüstung
Die Schweiz ist kein EU-Mitglied und nicht in der NATO, bisher gab sie für Verteidigung wenig aus. Doch angesichts des Ukraine-Kriegs sieht sich inzwischen auch das formal neutrale Land bedroht - und will aufrüsten. Von Steffen Wurzel.

Bedrohung aus Russland Die Zeitenwende hat nun selbst die Schweiz erreicht
Stand: 31.12.2025 11:52 Uhr
Die Schweiz ist kein EU-Mitglied und nicht in der NATO, bisher gab sie für Verteidigung wenig aus. Doch angesichts des Ukraine-Kriegs sieht sich inzwischen auch das formal neutrale Land bedroht - und will aufrüsten.
Der scheidende Chef der Schweizer Streitkräfte, Thomas Süssli, spricht von einer Zeitenwende, die inzwischen auch sein Land erreicht habe. Sechs Jahre lang stand er an der Spitze der Schweizer Armee.
Zum Ende seiner Amtszeit zog er in mehreren Zeitungsinterviews eine nüchterne Bilanz: Er übergebe seinem Nachfolger eine Armee, "so, wie man sie vor 20 Jahren wollte", sagte Süssli im öffentlich-rechtlichen Sender SRF. Für die Herausforderungen von heute reiche dieser Zustand jedoch nicht mehr aus.
Lange sei über die Zeitenwende gesprochen worden, nun sei sie auch in der Schweiz eingetreten. Süssli teilt die Einschätzung des Schweizer Nachrichtendienstes des Bundes, wonach sich das Land bereits in einem hybriden Konflikt befinde. "Wir sind nicht mehr im Frieden, aber auch noch nicht im Krieg", sagt Süssli, das treffe inzwischen auch auf die Schweiz zu.
Sorge vor Eskalation in Osteuropa
Das Neun-Millionen-Einwohnerland liegt zwar mitten in Europa und ist eine der stärksten Volkswirtschaften des Kontinents, gibt aber bisher vergleichsweise wenig aus für die Verteidigung. Zuletzt investierte die Schweiz etwa 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ins Militär - also einen Bruchteil im Vergleich zu den umliegenden NATO- und EU-Staaten.
Verteidigungsminister Martin Pfister warnt vor falscher Sicherheit: "Eine Eskalation bis hin zu einem konventionellen Krieg in Osteuropa hätte auch gravierende Folgen für die Schweiz", sagte der Christdemokrat Mitte Dezember. Deshalb solle das Verteidigungsbudget in den kommenden Jahren steigen. Diskutiert wird in der Schweiz inzwischen ein Wert von einem Prozent der Wirtschaftsleistung.
Verwundbar vor allem aus der Luft
Dass die Armee mehr Geld braucht, ist in der Schweizer Politik weitgehend Konsens. Umstritten ist jedoch, wie diese zusätzlichen Mittel finanziert werden sollen. Jakob Stark (SVP) hält jährliche Mehrausgaben von 600 bis 900 Millionen Schweizer Franken aus dem regulären Budget für machbar.
