Buchbranche: Leseschwund stellt Buchbranche vor Herausforderungen
28. Dezember 2025, 2:03 Uhr Quelle: dpa Hessen

Guggolz ist selbst Lesepate an einer Berliner Schule (Archivbild) © Arne Dedert/dpa
Die schwindende Lesekompetenz kann nach Ansicht des neuen Vorstehers des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Sebastian Guggolz, eine dramatische Auswirkung auf die Gesellschaft haben. «Im kommenden Jahr wird eine neue Pisa-Studie veröffentlicht, das heißt, dass wieder vergrößerte Aufmerksamkeit auf den Themen Bildung und Leseförderung liegen wird», sagt der Berliner Verleger. Es sei dringend nötig, dass die Politik endlich auch handle.
Etwa jeder fünfte Erwachsene in Deutschland kann nur schlecht lesen und schreiben. Das sind rund 10,6 Millionen Menschen. Die Zahlen gehen auf die LEO PIAAC 2023-Sonderanalyse der Universität Hamburg zurück.Ein Viertel der Kinder kann der Stiftung Lesen zufolge am Ende der Grundschule nicht ausreichend gut lesen. Ein ganzes Lernjahr betrage der Vorsprung bei der Lesekompetenz, den Kinder aus formal besser gestellten Familien gegenüber Kindern aus sozial schwierigeren Verhältnissen am Ende der Grundschule hätten. Die Zahlen stammten von 2021.
«Die schwindende Lesekompetenz erschüttert die ganze Buchbranche.» Das Problem sei aber nicht nur, dass Kinder und Erwachsene, die nicht richtig Lesen könnten, keine Bücher mehr kauften. «Die große Dramatik ist, dass sich das auf die ganze Gesellschaft auswirkt.»
Guggolz ist selbst Lesepate an einer Berliner Grundschule
Wenn größere Teile der Bevölkerung nicht lesen könnten, wirke sich das auf die demokratische Gesellschaft und auf die politische Willensbildung aus – «und ganz konkret auf die Fähigkeit, zwischen Fake und Wahrheit zu unterscheiden».
Guggolz, der selbst seit Jahren eine Lesepatenschaft an einer Berliner Grundschule innehat, fordert entschiedene Gegenmaßnahmen. Diese müssten vor allem von der Bildungspolitik kommen, aber natürlich auch aus der gesamten Gesellschaft.
Als neuer Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels in Frankfurt vertritt Guggolz Buchhandel und Verlage. Er arbeitet beim Fischer-Verlag in Frankfurt und gründete zudem in Berlin vor mehreren Jahren seinen eigenen Verlag, einen Ein-Mann-Betrieb.
«Mein Herz schlägt bei den Unabhängigen»
«Mein Herz schlägt bei den Unabhängigen. Das ist meine Herkunft, so wurde ich in der Branche sozialisiert; es ist meine absolute Überzeugung, dass sie unverzichtbar für die kulturelle und auch gesellschaftliche Vielfalt sind», betont er. «Aber ich finde es wichtig - und als Vorsteher ist es meine Aufgabe - das ganze Feld im Blick zu behalten.»
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