Daniel Terzenbach: "Wir sollten Englisch als Arbeitssprache gesellschaftlich akzeptieren"
Der Arbeitsmarkt wächst nur noch wegen Menschen aus dem Ausland, sagt BA-Vorstand Daniel Terzenbach. Er fordert mehr Pragmatismus und Englisch in den Betrieben.
Der Arbeitsmarkt wächst nur noch wegen Menschen aus dem Ausland, sagt BA-Vorstand Daniel Terzenbach. Er fordert mehr Pragmatismus und Englisch in den Betrieben.
31. Dezember 2025, 9:20 Uhr
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BA-Vorstandsmitglied Daniel Terzenbach im Jahr 2023 bei der Bundespressekonferenz zum Jobturbo in Berlin © Bernd Elmenthaler/ddp
Ohne Zuwanderung aus Drittstaaten würde es längst kein Wachstum mehr am Arbeitsmarkt geben, sagt Daniel Terzenbach, Vorstand der Bundesagentur für Arbeit (BA). Von 2023 bis Ende 2024 war er für die Ampelregierung auch Sonderbeauftragter der Bundesregierung für die Integration von Geflüchteten in Arbeit.
DIE ZEIT: Herr Terzenbach, kaum eine Woche vergeht, in der nicht Unternehmen Stellenabbau verkünden. Wie blicken Sie auf das Krisenjahr 2025 am Arbeitsmarkt?
Terzenbach: Es sind schon mehr dunkle Wolken am Himmel als heller Sonnenschein. Wir sehen einen Stellenrückgang in der Industrie. Im verarbeitenden Gewerbe gehen jeden Monat mehr als 10.000 Jobs verloren. Positiv ist trotzdem, dass die Zahl sozialversicherungspflichtiger Jobs in diesem Jahr sogar leicht gestiegen ist. Dieses Wachstum kommt allerdings ausschließlich aus Teilzeit, Vollzeitbeschäftigung geht zurück.
ZEIT: Das klingt jetzt wenig zuversichtlich.
Terzenbach: Jein. Die Jugendarbeitslosigkeit steigt zwar leicht, bleibt im EU-Vergleich aber eine der niedrigsten. Aber am Ausbildungsmarkt beobachten wir eine Schere, die sich nach einer langen Phase wieder mehr und mehr schließt. Es gibt weniger Ausbildungsplätze und mehr Bewerberinnen und Bewerber, die keine Stelle finden. Die führenden Institute, darunter unser Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), erwarten auch für das nächste Jahr keine starke Erholung, das Credo ist: Es wird nicht einfacher.
ZEIT: Es ist vor allem der öffentliche Dienst, der Stellen schafft. Ist das gesund?
Terzenbach: Nicht nur die öffentliche Verwaltung, sondern überwiegend die Bereiche Erziehung, Pflege und Gesundheit, die suchen zum Beispiel intensiv Personal. Hier ist der Personalaufbau dauerhaft, weil die alternde Gesellschaft mehr Versorgung braucht und weil mehr Kinderbetreuung benötigt wird. Das Personalplus in den Verwaltungen ist aus meiner Sicht dagegen ein Übergang: Mit der Digitalisierung, Automatisierung und künstlicher Intelligenz, die in der Verwaltung ehrlicherweise noch eher die Ausnahme ist, werden viele Standardprozesse schneller und schlanker – dadurch flachen die Personalbedarfe mittelfristig ab.