![Hospiz St. Martin in Stuttgart](https://images.tagesschau.de/image/90859b74-6706-4ab8-a6fb-4f5f508eab4c/AAABm1sR41Y/AAABmyZEl4A/16x7/hospiz-st-martin-stuttgart-100.jpg?width=1280 "Hospiz St. Martin in Stuttgart | dpa")

Stand: 26.12.2025 16:25 Uhr

Viele Menschen verbringen ihr Lebensende im Hospiz. So wie zum Beispiel in einem Heim im Hunsrück werden sie von Menschen begleitet, die auf dem letzten Weg Würde und Zeit schenken - auch an Weihnachten. 

Zwei Kerzen brennen am ersten Weihnachtstag im Aenne Wimmers Hospiz in Simmern im Hunsrück. Zwei Kerzen für zwei Menschen, die hier ihre letzten Tage in Frieden verbringen konnten, und die Heiligabend gestorben sind. Zwei weitere Gäste liegen im Sterben. Leben und Tod liegen hier ganz nah beieinander.

Ulrike Hüppchen, pflegerische Leiterin, kommt trotzdem gern zur Arbeit - auch an Weihnachten, während anderswo gefeiert wird. "Der Tod gehört zum Leben dazu. Wir werden geboren, um zu sterben im Endeffekt. Und ja, man muss den Job lieben, um ihn zu machen," sagt sie.

Privatsphäre ist hier wichtig

Der Job, das ist die Begleitung schwerstkranker Menschen auf ihrem letzten Weg. Gäste werden sie hier genannt, acht Einzelappartements gibt es für sie in der obersten Etage des Hauses, mit eigenem Bad, Kühlschrank, Zugang zu einer Dachterrasse mit Blick ins Grüne. Ein heller Wohn-Ess-Bereich vor den Appartements kann gemeinsam genutzt werden.

Möchte ein Gast lieber seine Ruhe haben, wird es respektiert. Die Palliativfachkraft Martina Bast sagt, die Menschen seien ein bisschen abgeschirmt. So komme es nicht zu einem ständigen Rein und Raus, wie es im Krankenhaus oft der Fall sei. Oft kennen die Menschen da nicht mal diejenigen, die durch die Tür kommen würden. Bast gehört seit zehn Jahren zum Hospizteam. Hier dagegen sei es überschaubar - zwei Personen pro Schicht kümmern sich um die die acht Gäste. 

Die Hand halten, die Ruhe aushalten

Natürlich gebe es auch mal Stress bei der Arbeit, gibt Hüppchen zu, aber den müsse man draußen vor der Tür lassen, wenn man die Tür zu einem Gästezimmer öffnet. Wichtig sei, "dass man Zeit hat. Dass man einfach nur stumme Anwesenheit gibt", erklärt Hüppchen. Und wichtig sei, dass man "einfach nur jemandem die Hand hält, ohne Worte, ohne irgendwas zu tun, einfach nur am Bett sitzen und jemandem einfach die Zeit schenken. Das ist das Wichtigste eigentlich, dass man auch die Ruhe aushalten kann."

Die Ruhe sei das eine, die Unruhe, die Sterbende oft plagt, das andere, betont Bast. "Wir haben viele Menschen, die sehr viele Schmerzen aushalten müssen. Und halt auch die Ängste, diese ständige Anspannung, die sieht man oft auch bei unseren Bewohnern. Wir können was gegen die Symptome machen, wir haben unsere Möglichkeiten. Aber im Sterbeprozess ist es noch mal sehr schwierig."

Mit einem Lächeln im Gesicht

Dazu gehöre auch, dass jeder Mensch seinen letzten Weg auf seine eigene Art gehe, so die Erfahrung von Hüppchen. Wenn es junge Mütter oder junge Väter sind, dann sei es sehr schwierig. Diese Menschen hätten Ängste. Ältere Menschen, die ihr Leben gelebt haben, die auch viel erreicht haben, würden ganz anders gehen. Aber, erzählt Bast: "Ich habe bis jetzt in meiner Berufslaufbahn im Palliativbereich noch niemanden gesehen, der nicht mit einem Lächeln im Gesicht verstorben ist. Also die zeigen immer irgendwie ein Lächeln, eine Zufriedenheit, eine Erleichterung. Das sagen auch viele Angehörige." 

Zeit schenken - vor allem an Weihnachten

Während sich das Weihnachtsfest dem Ende zuneigt, bereiten sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Hospiz auf den Abschied von weiteren Gästen vor. Manchmal kämen sie auch an ihre Grenzen. Aber dafür gebe es dann wieder die anderen Momente, wo man viel lachen würde, wo dann Feiern stattfänden, wo man als Team auf den Weihnachtsmarkt gehen würde. Das gleiche viel aus.

Und gerade in diesen Tagen sei die Arbeit hier etwas ganz Besonderes, sagt Selina Stütz, die Jüngste im Team, die erst seit einem Jahr dabei ist. "Ich finde, Zeit ist das Wichtigste. Vor allem jetzt an Weihnachten. Dass die Leute in Würde und mit unserer Zeit, die wir haben, versterben dürfen, das bedeutet mir viel und das gibt mir auch viel.'"

Die beiden Kerzen werden so lange brennen, bis die verstorbenen Menschen das Haus endgültig verlassen haben. Und dann weitere werden dazu kommen - Leben und Tod. Alltag im Hospiz im Hunsrück.