Deutsche Welle in Russland: Ich, der Staatsfeind
Seine Eltern warnten ihn, Journalist zu werden. Unser Autor tat es doch. Nun ist sein Arbeitgeber in Russland als "unerwünscht" eingestuft. Und für ihn ändert sich alles.
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Die Deutsche Welle gehört nun in Russland zu den "unerwünschten Organisationen". Für unseren Autor verändert sich damit alles.
Aus der ZEIT Nr. 01/2026 Aktualisiert am 31. Dezember 2025, 14:01 Uhr

In Russland nun offiziell unerwünscht: die Deutsche Welle © Getty Images
Es war im Dezember 1994 in einem Büroturm im Süden von Köln, als ein grauhaariger Herr mir ein unfassbares Angebot machte. Er würde mich für sechs Monate nach Köln einladen, mit einem üppigen Stipendium in D-Mark und einer bezahlten Unterkunft. Ich musste nichts anderes tun als zehn Beiträge aus Russland liefern.
Der Mann war Leiter des russischen Programms der Deutschen Welle (DW). Ich war 20 und kam aus einem Vorort von St. Petersburg. Wir wohnten in einem Haus ohne fließendes Wasser, mein Vater war Alkoholiker, wir hatten nie Geld. Ich studierte Journalismus und jobbte bei einer Lokalzeitung. Mein Thema war organisierte Kriminalität, und St. Petersburg galt damals als die "kriminelle Hauptstadt Russlands". Es gab viel zu tun: Erpressungen, Entführungen, Auftragsmorde.