EY-Studie: Gewinneinbruch bei Top-Konzernen
Deutschlands größte Konzerne verdienen deutlich weniger und bauen Stellen ab. Während Auto- und Chemiebranche schwächeln, trotzen IT und Gesundheit der Flaute.

EY-Studie zu Konzernen Gewinne brechen ein, Jobs fallen weg
Stand: 29.12.2025 15:55 Uhr
Deutschlands größte Konzerne verdienen deutlich weniger und bauen Stellen ab. Während Auto- und Chemiebranche schwächeln, wachsen IT und Gesundheit weiter
2025 war für Deutschlands Top-Unternehmen erneut kein gutes Jahr, und es war bereits das dritte schwache Jahr in Folge: Die Gewinne der 100 größten deutschen Unternehmen sind wieder deutlich gesunken. In den ersten neun Monaten 2025 schrumpfte ihr Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) um 15 Prozent auf 102 Milliarden Euro. Das geht aus einer Analyse der Beratungsfirma EY hervor. Mehr als jedes zweite Unternehmen verdiente demnach weniger als im Jahr zuvor.
Zwischen Rezession und Realität
Beim Umsatz sieht es auf den ersten Blick besser aus. Die Top-100-Unternehmen setzten insgesamt rund 1,55 Billionen Euro um, ein Plus von 0,6 Prozent. Doch das Wachstum bleibt unter der Inflationsrate. Unterm Strich heißt das also: Real ist kaum etwas gewonnen.
Besonders hart traf es die klassischen Industrien. In der Automobilbranche brach der operative Gewinn im Schnitt um 46 Prozent ein. Noch stärker fiel der Rückgang in der Chemieindustrie aus, wo die Gewinne um 71 Prozent sanken. Zwar führen Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW weiterhin das Umsatzranking an, doch auch dort zeigen die Zahlen: Die Krise macht vor den Branchengrößen nicht halt.
Technologie als Lichtblick
Ganz anders das Bild in den Bereichen Technologie und Gesundheit. IT-Unternehmen konnten ihre Gewinne nahezu verdoppeln. Im Gesundheitssektor verdienten die Unternehmen rund 40 Prozent mehr. Auch der Finanzbranche geht es relativ gut, ebenso wie der Rüstungsbranche, sagt EY-Experte Jan Brorhilker.
An der Spitze der profitabelsten Konzerne steht die Deutsche Telekom mit einem operativen Gewinn von 19,4 Milliarden Euro. Es folgen Siemens, BMW und SAP. Hier zeigt sich: Wer weniger von der klassischen Industrie abhängt, kommt besser durch das Jahr.
Schlechte Zeiten für Berufseinsteiger
Die schwache Ertragslage bleibt nicht ohne Folgen für Beschäftigte. In den untersuchten Unternehmen gingen im Jahresverlauf rund 17.500 Arbeitsplätze verloren, ein Minus von 0,4 Prozent. Seit 2023 summiert sich der Stellenabbau damit auf etwa 100.000 Jobs.
Viele Konzerne halten sich bei Neueinstellungen zurück und bauen vor allem in der Verwaltung Stellen ab, besonders in Deutschland. Auch der zunehmende Einsatz von Künstlicher Intelligenz spielt dabei eine Rolle. Die Lage für Jobsuchende dürfte angespannt bleiben, gerade für Berufseinsteiger", sagt Brorhilker.
"2025 war ein weiteres Krisenjahr"
Eine schwache Konjunktur, geopolitische Konflikte, Unsicherheiten durch die US-Handelspolitik und zunehmender Wettbewerbsdruck aus China hätten viele Unternehmen gebremst, sagt EY-Experte Brorhilker. Gerade stark exportorientierte Konzerne seien unter Druck geraten. "2025 war ein weiteres Krisenjahr für die deutsche Wirtschaft."
Hoffnung auf Besserung, aber keine schnelle Wende
Ganz ohne Hoffnung ist der Blick nach vorn dennoch nicht. Strategische Neuausrichtungen, neue Produkte und staatliche Investitionsprogramme könnten mittelfristig für Entlastung sorgen. Ein kräftiger Aufschwung ist allerdings nicht in Sicht.
Vorsichtiger optimistisch ist Brorhilker auch mit Blick auf die Autobranche: "Die strategische Neuausrichtung und starke neue Modelle auch und gerade im Elektrosegment bieten durchaus Chancen, dass das Tal der Tränen bald durchschritten sein wird."