Einbrecher haben sich in den Tresorraum einer Gelsenkirchener Bank gebohrt und Schließfächer leergeräumt. Sie flohen mit einer Millionenbeute. Was zu dem Fall bekannt ist
Einbrecher haben sich in den Tresorraum einer Gelsenkirchener Bank gebohrt und Schließfächer leergeräumt. Sie flohen mit einer Millionenbeute. Was zu dem Fall bekannt ist
Aktualisiert am 31. Dezember 2025, 13:09 Uhr

In Gelsenkirchen sind Unbekannte in eine Bank eingebrochen und haben Geld und Wertgegenstände in Millionenhöhe aus Kundenschließfächern gestohlen. Die Täter sind auf der Flucht, die Polizei ermittelt und Kunden sorgen sich um ihr Erspartes. Wie gelangten die Täter in den Tresorraum? Wie hoch ist der Schaden? Und bekommen die Betroffenen Geld zurück? Was wir zum Einbruch in Gelsenkirchen wissen.
Was ist in Gelsenkirchen passiert?
Im nordrhein-westfälischen Gelsenkirchen sind Einbrecher in den Tresorraum einer Sparkasse eingedrungen und haben mehr als 3.000 Kundenschließfächer leer geräumt, die Geld, Schmuck und Gold enthielten. Der Einbruch im Stadtteil Buer ereignete sich der Bank zufolge über die Weihnachtstage. Entdeckt wurde er durch einen bei der Feuerwehr eingehenden Brandmeldealarm am frühen Montagmorgen gegen 4 Uhr. Bei der Suche nach einem möglichen Feuer stießen die Einsatzkräfte auf die Einbruchsspuren.
Die Täter verschafften sich Polizeiangaben zufolge von einem Parkhaus aus Zugang zu der Bank. Über mehrere Türen gelangten sie in einen Archivraum, durch dessen Wand sie mit einem Spezialbohrer ein Loch in den Tresorraum bohrten. Dabei handelte es sich um einen industriellen Bohrer, wie ein Sprecher der Polizei der ZEIT mitteilte. Durch das Loch entkamen die Täter später auch mit der Beute.
Wie die Polizei weiter mitteilte, hatte es bereits am Samstag einen Brandmeldealarm in dem Bankgebäude gegeben. Polizei und Feuerwehr "konnten aber nichts feststellen, was auf einen Schaden schließen ließ", heißt es in einer Mitteilung.
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Wie hoch ist der Schaden?
Es dürfte sich um einen der größten Einbruchs-Coups in der bundesdeutschen Kriminalgeschichte handeln. Der Wert der Beute war zunächst mit der Versicherungssumme in Höhe von rund 30 Millionen Euro angegeben worden, könnte aber auch deutlich darüber liegen. "Wir gehen von einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag aus", sagte ein Sprecher der Polizei der ZEIT.
Wie viel Bargeld, Gold und Wertgegenstände die Täter erbeuteten, muss erst noch ermittelt werden. Der Polizei zufolge kann es noch Wochen dauern, bis die genaue Schadenssumme feststeht. Denn die Banken wissen nicht, was in den Schließfächern gelagert wird. Um das zu klären, müssen nun die Betroffenen kontaktiert werden.
Was ist über die Täter bekannt?
Die Ermittler gehen mittlerweile einer konkreten Spur nach: Zeugen hätten Hinweise auf mehrere Männer gegeben, die in der Nacht von Samstag auf Sonntag mit großen Taschen im Treppenhaus eines angrenzenden Parkhauses gesehen worden seien, teilte die Polizei mit. Bei den Ermittlern seien inzwischen mehrere Dutzend Hinweise eingegangen. Geprüft werden demnach auch Videoaufnahmen.
Videokameras in dem Parkhaus hatten am frühen Montagmorgen zwei Fahrzeuge erfasst: einen hochmotorisierten schwarzen Wagen, in dem mehrere Maskierte saßen, und einen weißen Kleintransporter, den die Täter genutzt haben könnten. Auf den Aufnahmen ist unter anderem zu erkennen, wie ein Maskierter eine Parkhausschranke hochdrückt. Ein anderer Maskierter steht vor einem Parkscheinautomaten. Das Kennzeichen des schwarzen Autos war der Polizei zufolge zuvor in Hannover gestohlen worden.
Der Einbruch sei "sehr professionell abgelaufen", sagte ein Sprecher der Polizei der Nachrichtenagentur AFP. "Da muss sehr viel Vorwissen beziehungsweise sehr viel kriminelle Energie hintergesteckt haben, um das so zu planen und dann durchzuführen."
Wie viele Kundinnen und Kunden sind betroffen?
Fast alle der 3.250 Schließfächer der Bank wurden aufgebrochen, mehr als 2.500 Kunden sind betroffen. Betroffene sollten sich direkt an die Bank wenden, teilte die Polizei mit. Es sei nicht notwendig, dass einzelne Geschädigte selbst eine Anzeige bei der Polizei erstatten.
Die Sparkasse bat auf ihrer Webseite darum, nicht zur Filiale zu kommen. "Aktuell klären wir mit der Versicherung, wie die Schadensabwicklung so kundenfreundlich wie möglich erfolgen kann. Dazu werden wir alle betroffenen Kundinnen und Kunden informieren", heißt es. Aufgrund der "massiven baulichen Schäden" könnten Betroffene den Bereich derzeit nicht betreten.
Am Montag und Dienstag hatten sich zahlreiche aufgebrachte Menschen vor der Filiale versammelt und Informationen gefordert. Am Dienstag waren Angaben eines dpa-Reporters zufolge mehr als 200 Menschen vor Ort. Mit Sprechchören forderten sie Einlass. Die Situation drohte zu eskalieren, mehrere Menschen gelangten an Mitarbeitenden einer Sicherheitsfirma vorbei in den Vorraum der Sparkasse; Mitarbeiter der Bank wurden bedroht. Die Polizei sicherte daraufhin den Eingang.
Sind die Schließfächer versichert?
Der Inhalt der Schließfächer sei bis zu einer Höhe von jeweils 10.300 Euro versichert, teilte die Sparkasse mit. Gegebenenfalls seien weitere Versicherungsleistungen über die Hausratsversicherung von Betroffenen möglich. Versicherungen benötigten aber Inventarlisten und Nachweise.
Einem Bericht des Kölner Stadt-Anzeigers zufolge gaben mehrere Betroffene an, dass ihre Verluste teils weit über den Versicherungswert des jeweiligen Schließfachs in der Bank hinausgingen.
Gab es in der Vergangenheit ähnliche Coups?
Einbrüche wie den in Gelsenkirchen gibt es nur selten. Doch es ist nicht das erste Mal, dass Einbrecher Kundenschließfächer in einer Bank aufbrechen und mit einer Millionenbeute fliehen.
Im Dezember 2024 brachen Einbrecher mehr als 300 Schließfächer in einer Filiale der Deutschen Bank in Lübeck auf und erbeuteten Schmuck, Wertgegenstände, persönliche Dokumente und Bargeld im Gesamtwert von mehr als 18 Millionen Euro. Ein Jahr später hat die Bank mehr als sieben Millionen Euro an die Geschädigten ausgezahlt. Die Ermittlungen dauern an.
Im August 2021 räumten unbekannte Täter rund 650 Schließfächer der Hamburger Sparkasse in Norderstedt aus. Sie gelangten mit einem Kernbohrer aus extra angemieteten Räumen über der Filiale in den Tresorraum. Geld, Gold, Schmuck und viele andere Wertgegenstände im zweistelligen Millionenwert wurden gestohlen. Vor Gericht wird gestritten, wie viel die Sparkasse den Betroffenen zahlen muss. Vertraglich vereinbart waren höchstens je 40.000 Euro.
Im Januar 2013 drangen Einbrecher durch einen 45 Meter langen Tunnel in eine Volksbank-Filiale im Berliner Stadtteil Steglitz ein, brachen rund 300 Schließfächer auf und verschwanden mit einer Beute von rund zehn Millionen Euro. Die Tat war von langer Hand geplant: Die bis heute unbekannten Täter hatten den Gang der Polizei zufolge wohl über Monate gegraben. Eine komplette Entschädigung der Opfer lehnte die Bank damals ab.