Glyphosat : Manipulierte Monsanto die Forschung zu Glyphosat?
Eine der wichtigsten Glyphosat-Studien wurde zurückgezogen, auch weil Hersteller Monsanto daran verdeckt mitschrieb. Nun zeigt sich: Auch eine zweite Studie wird geprüft.

Glyphosat ist ein Herbizid, das weltweit unter dem Markennamen Roundup verkauft wird. © Jean-Francois Monier/AFP/Getty Images
Eine der wichtigsten Glyphosat-Studien wurde zurückgezogen, auch weil Hersteller Monsanto daran verdeckt mitschrieb. Nun zeigt sich: Auch eine zweite Studie wird geprüft.
30. Dezember 2025, 9:58 Uhr
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Sasha Kaurov staunt noch heute, der Erste gewesen zu sein: Gemeinsam mit der renommierten US-Wissenschaftshistorikerin Naomi Oreskes forderte er im Sommer den Rückzug einer umstrittenen Studie zur gesundheitlichen Wirkung des Unkrautvernichters Glyphosat, die schon vor 25 Jahren erschienen war. Die Arbeit von Williams, Kroes und Munro hatte das weltweit meistgenutzte Pestizid im Jahr 2000 für unbedenklich und nicht krebserregend erklärt. Bis heute prägt das Papier die wissenschaftliche Debatte – obwohl schon 2017 öffentlich wurde, dass Monsanto die Studie verdeckt mitverfasst hatte. Monsanto ist der Hersteller des meistverkauften Pestizids der Welt, inzwischen ist er mit dem deutschen Chemiekonzern Bayer fusioniert.
Fünf Monate nach der Beschwerde-E-Mail an den Verlag des Journals Regulatory Toxicology and Pharmacology zog dieser die Studie zurück: Der Chefredakteur erklärte schriftlich, es bestünden erhebliche Zweifel an der Autorenschaft und den Ergebnissen, die offenbar durch Interessenkonflikte belastet seien. Die drei Autoren hätten möglicherweise Geld für die Studie erhalten und dies verschwiegen. Der Artikel habe lange als "Meilenstein" für die Sicherheitsbewertung von Glyphosat gegolten – nun sei unklar, wie glaubwürdig die Schlussfolgerungen seien.
Der Vorgang ruft Fragen in Erinnerung, die sich seit der Veröffentlichung der internen Dokumente des Konzerns Monsanto im Jahr 2017 stellen: Hat das Unternehmen Forschungsarbeiten zur gesundheitlichen Wirkung des weltweit wohl berühmtesten Unkrautvernichters manipuliert? Wie viel Vertrauen verdienen Zulassungsbehörden, deren Einschätzungen auch auf diesen Arbeiten basierten? Müssen sie ihre Bewertung neu aufrollen? Nach ZEIT-Recherchen prüft der Verlag eines weiteren wissenschaftlichen Journals inzwischen mindestens eine Veröffentlichung zu Glyphosat.