Für sein Buch "Wir Ostpreußen" ging Jochen Buchsteiner der Fluchtgeschichte seiner Familie nach. Hier spricht er über wehmütiges Erinnern – und deutsche Verantwortung.
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Z+ (abopflichtiger Inhalt); Jochen Buchsteiner: "Die Vertreibung hatte eine Vorgeschichte"
In "Wir Ostpreußen" ist der Journalist Jochen Buchsteiner der Fluchtgeschichte seiner Familie nachgegangen. Dafür griff er auf historische Forschung und das Tagebuch seiner Großmutter zurück. Ein Gespräch über die Spannung zwischen wehmütigem Erinnern und deutscher Verantwortung
Aus der ZEIT Nr. 51/2025 Aktualisiert am 30. Dezember 2025, 17:27 Uhr
DIE ZEIT: Herr Buchsteiner, Ihre Familie stammt aus Ostpreußen. Für Ihr Buch über Ihre Familiengeschichte konnten Sie sich auf Notizen Ihrer Großmutter Else stützen, die Sie in den Neunzigerjahren aufgefordert hatten, ihre Fluchtgeschichte aufzuschreiben. Woher kam damals der Impuls?
Jochen Buchsteiner: Ostpreußen war immer ein Thema bei uns in der Familie, und meistens wurde darüber eher positiv gesprochen – wie schön Ostpreußen war und wie toll das Gut. Aber sowie man auf die Flucht zu sprechen kam, wurden alle sehr einsilbig. Als ich meine Großmutter bat, das alles mal für uns Enkel aufzuschreiben, hat sie sich lange gesträubt. Nach vielen Jahren schrieb sie dann mithilfe von Tagebucheinträgen, alten Briefen und viel Gedächtnisarbeit in zwei langen Wintern alles nieder, mehr als 60 Seiten. Erst als ich es las, wurde mir klar, welche Überwindung sie das gekostet haben musste.