Kita in Deutschland: Schickt die ganze Familie in die Kita!
Die Kita muss neu erfunden werden – und endlich Eltern und Kinder gemeinsam fördern, fordert die Chefin des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, Katharina Spieß.
Kinder und Eltern gemeinsam zu fördern, wirkt am besten. Deshalb sollte sich die Kita neu erfinden.
Aus der ZEIT Nr. 55/2025 Aktualisiert am 28. Dezember 2025, 8:59 Uhr
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Frühe Bildung beginnt nicht erst in der Kita, vielmehr ist die Familie der erste und nach wie vor wichtigste Bildungsort. © Natalia Lebedinskaia/Getty Images
C. Katharina Spieß ist Direktorin des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung.
In bestimmten Regionen Deutschlands finden sich Kitas in einer völlig ungewohnten Situation: Sie suchen Kinder – und nicht mehr umgekehrt! Stellenweise müssen Einrichtungen sogar schließen, weil die regionale Geburtenrate so niedrig ist. Zwar sind in vielen Gegenden die Bedarfe weiterhin nicht gedeckt, gerade wenn es um Plätze für Kinder unter drei Jahren geht. Und nach wie vor haben es armutsgefährdete Familien oder solche, die zu Hause kein Deutsch sprechen, schwerer, einen Platz zu finden. Doch fest steht: Nicht nur in Ostdeutschland sind Regionen mit niedrigen Geburtenraten konfrontiert.
Was bedeutet das für die Kitas – und für die Kinder mit ihren Familien?
Vielfach wird in dem Zusammenhang von niedrigen Geburtenraten und Kita-Angebot von einer "demografischen Rendite" gesprochen, die in eine Verbesserung der Kita-Qualität investiert werden könnte. Die Idee dahinter: Wenn es weniger Kinder in einer Kita gibt und das pädagogische Personal gehalten wird, dann haben die Fachkräfte mehr Zeit, sich mit den Kindern intensiver zu beschäftigen. Ohne Frage ein guter Ansatz!
Doch es gibt wirkungsvollere Ideen, um den Bereich der frühen Bildung zu stärken – schließlich beginnt sie nicht erst in der Kita, vielmehr ist die Familie der erste und nach wie vor wichtigste Bildungsort. Auch diesen gilt es zu stärken, und auch dafür kann die demografische Rendite genutzt werden. Dabei geht es nicht darum, den Eltern mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Vielmehr ist die Idee, die Aufgabe der Kitas zu erweitern: sie zu einem zentralen Ort der Unterstützung, Begleitung und Beratung für die gesamte Familie, also Kinder und Eltern, zu machen.