Krankenkassenbeiträge: Versprochen, gebrochen
Die Regierung wollte höhere Kassenbeiträge verhindern. Nun müssen Millionen Versicherte draufzahlen. Für Ministerin Warken wird 2026 zur entscheidenden Bewährungsprobe.

Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) ist seit Mai im Amt. © Sean Gallup/Getty Images
Die Regierung wollte höhere Kassenbeiträge verhindern. Nun müssen Millionen Versicherte draufzahlen. Für Ministerin Warken wird 2026 zur entscheidenden Bewährungsprobe.
29. Dezember 2025, 18:08 Uhr
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Die Liste der nicht eingehaltenen Versprechen der Bundesregierung wird zum Jahreswechsel noch einmal länger. Ab Januar erhöht fast jede zweite Krankenkasse ihren Zusatzbeitrag, darunter auch die mitgliederstarke Techniker Krankenkasse und die DAK-Gesundheit. Für Millionen Versicherte bedeutet das – mal wieder – weniger Netto vom Brutto.
Dabei hatte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) mehrfach genau das Gegenteil in Aussicht gestellt. "Wir wollen die Steigerung der Krankenversicherungsbeiträge verhindern", erklärte er noch vor drei Wochen in einer ARD-Sendung. Auch CDU-Gesundheitsministerin Nina Warken betonte in den vergangenen Monaten, es werde im neuen Jahr keine höheren Beiträge geben – auch, um die Unternehmen vor steigenden Lohnnebenkosten zu schützen.
Nun ist es, wie so häufig, anders gekommen. Die schwarz-rote Koalition kann ihr Versprechen nicht halten, und das Vertrauen der Versicherten dürfte angekratzt sein. Doch anstatt das Versäumnis einzugestehen, versucht Warken es mit einem durchschaubaren Ablenkungsmanöver: "Wenn die Kassen sagen, dass nur die anderen schuld seien, machen sie es sich zu einfach" sagte sie kürzlich der Süddeutschen Zeitung. "Jeder hat Verantwortung, auch die Kassen."
Die Aussage ist bestenfalls zur Hälfte richtig. Es stimmt zwar, dass die Kassen selbst ihren individuellen Zusatzbeitrag festlegen. Allerdings tun sie das auf Basis ihrer Einnahmen und Ausgaben, die wiederum maßgeblich von den politischen Rahmenbedingungen bestimmt werden. Deswegen hat Warken auch zum Jahresende ein Sparpaket vorgelegt, das die Kassenfinanzen stabilisieren sollte.