Lässt sich Multiple Sklerose mit Gentherapie stoppen?
Bei Blutkrebs wird Gentherapie schon erfolgreich eingesetzt - jetzt gibt es auch Hoffnungen bei Autoimmunerkrankungen wie Multipler Sklerose: Bei einigen Patienten konnten die Entzündungen gestoppt werden. Von Veronika Simon.

Immuntherapie Kann Gentherapie bei Multipler Sklerose helfen?
Stand: 27.12.2025 16:17 Uhr
Bei Blutkrebs wird Gentherapie schon erfolgreich eingesetzt - jetzt gibt es auch Hoffnungen bei Autoimmunerkrankungen wie Multipler Sklerose: Bei einigen Patienten konnten die Entzündungen gestoppt werden.
Von Veronika Simon, SWR
CAR-T-Zellen - hinter diesem sperrigen Namen verbirgt sich eine Zelltherapie, die bisher vor allem gegen Blutkrebsarten eingesetzt wird. Dabei werden die eigenen Immunzellen, die sogenannten T-Zellen, der Betroffenen entnommen und genetisch so verändert, dass sie eine bestimmte Art von Blutzellen erkennen: Die sogenannten B-Zellen, die sich zu bösartigen Tumoren verwandeln können.
Intensiv wird aktuell erforscht, wie man Zelltherapien wie CAR-T-Zellen auch gegen andere Krebsformen einsetzen kann - zum Beispiel gegen solide Tumore wie bei Magenkrebs.
Doch CAR-T-Zellen sind für die Forschung auch unabhängig von Krebserkrankungen interessant: Für die Behandlung von Autoimmunerkrankungen. Seit einigen Jahren mehren sich die Hinweise, dass diese Immuntherapie auch bei Autoimmunerkrankungen wirken könnte. Denn auch hier sind zum Teil fehlgeleitete B-Zellen der Auslöser für die Erkrankung.
Bei Autoimmunerkrankungen werden sie zwar nicht zu Tumoren, doch sie senden Antikörper aus, die sich bei einer Autoimmunerkrankung gegen den eigenen Körper richten. Statt Krankheitserreger greifen sie gesunde Zellen an - mit teils fatalen Folgen.
Aktuell sind es nur wenige Patienten, die für eine sogenannte CAR-T-Zell-Therapie gegen ihre Autoimmunerkrankung in Frage kommen. In Rahmen von Studien und individuellen Heilversuchen erhalten schwer erkrankte Menschen diese Zelltherapie.
Experimentelle Therapie
Einer davon ist Stefan Tenoth. Vor 24 Jahren erhielt er die Diagnose Multiple Sklerose - bereits zehn Jahre zuvor hatte er die ersten Symptome. Ein komplett selbständiges Leben kann er schon lange nicht mehr führen. Die Autoimmunerkrankung greift seinen Körper an. Die Bewegungen der Beine wurden mit der Zeit schwerer, schließlich brauchte er einen Rollstuhl. Dann kamen auch die Hände dazu.
"Es ist ein ständiger Verlust von Selbstständigkeit und von Dingen, die man gerne macht", so der 52-jährige. Im Sommer 2024 sah er dann einen Beitrag im SWR-Fernsehen, in dem eine neue, noch experimentelle Therapie-Art gegen Autoimmunerkrankungen vorgestellt wurde: CAR-T-Zellen. Noch am selben Abend schrieb er eine E-Mail an die beteiligte Uniklinik Tübingen.