Niederländer reißen sich um deutsches Feuerwerk
In vielen Grenzregionen stürmen massenweise Niederländer die deutschen Verkaufsstellen, um sich mit schweren Feuerwerkskörpern einzudecken. Denn in ihrer Heimat ist der Verkauf schon länger verboten. Von Ralf Lachmann.

Stand: 29.12.2025 13:55 Uhr
In vielen Grenzregionen stürmen massenweise Niederländer die deutschen Verkaufsstellen, um sich mit schweren Feuerwerkskörpern einzudecken. Denn in ihrer Heimat ist der Verkauf schon länger verboten.
Von Ralf Lachmann, WDR
"Einmal Platz machen, einmal Platz machen bitte", rufen die Männer an einer Verkaufsstelle in Kleve, als sie den Nachschub bringen. Dutzende Hände recken sich ihnen entgegen, greifen nach Raketen, Böllern und Knallern. Die meisten Kunden sind Niederländer. Sie wissen, hierzulande ist es billiger und die Auswahl größer.
Was sie zu bieten haben, dafür machen einige deutsche Feuerwerks-Anbieter jenseits der Landesgrenze gezielt Reklame. Ein Niederländer hat das Werbefaltblatt eines Supermarktes dabei: "Wir hatten diesen Flyer im Briefkasten. Er kam mit der niederländischen Post." Andere wurden über Werbung bei Instagram auf den Feuerwerksverkauf aufmerksam gemacht.
Supermärkte auf Ansturm vorbereitet
Lange Anfahrten, nächtliche Warteschlangen, Kälte - alles egal. Viele Niederländer wollen es nochmal richtig krachen lassen. Denn im kommenden Jahr sollen private Feuerwerke im Nachbarland verboten werden. Das plant zumindest die Regierung in Den Haag. Sie sagt, das sorge für mehr Sicherheit: Zu oft waren im Königreich Einsatzkräfte attackiert, Autos und Gebäude in Brand gesetzt worden.
Dass deshalb noch mehr niederländische Kunden als in den Vorjahren kommen würden, war klar, sagt auch Nicole Janssen, stellvertretende Leiterin eines Klever Supermarktes: "Deswegen haben wir auch mehr Feuerwerk als in den letzten Jahren. Unsere ganzen Verkaufsleitungen sind hier, die uns jetzt fleißig mit unterstützen."
Und auch manch eine Ehefrau ist zur Unterstützung dabei: "Mein Mann hat hier in den Anfangsjahren sehr oft Streit gehabt, dass die alles aus den Einkaufswagen genommen haben. Wir hatten es schon im Wagen und dann haben wir uns umgedreht und da war schon die Hälfte weg." Jetzt wacht sie über den Einkaufswagen, während ihr Mann noch für ein paar Kracher Schlange steht.
Noch offene Fragen für geplantes Verbot
Aus dem Getümmel kommt eine andere Kundin, grinsend, unter dem Arm eine große Packung Raketen: "Das waren die letzten. Ich hab sie mir geschnappt." Weil sie den Ansturm bereits erwartet hatte, sei sie extra früh losgefahren und habe in der Kälte gewartet. "Und glücklicherweise habe ich einiges ergattert."
Auch für sie kann Silvester in den Niederlanden also kommen. Ob es wirklich das letzte laute und bunte ist, ist noch unklar. Denn viele Niederländer sind mit den Plänen der Regierung nicht einverstanden - wie auch diese Jungs, die mit ihrem Vater Feuerwerk gekauft haben: "Wir finden es cool. Das Feuerwerk anzuzünden, macht Spaß."
Vor allem aber muss das niederländische Parlament erst klären: Wie soll ein Aus für privates Feuerwerk kontrolliert werden - und wer entschädigt die Pyrotechnikbranche? Insofern ist das letzte Wort noch längst nicht gesprochen.