Offenheit: "Man erlebt viel mehr, wenn man offen ist"
Warum hört man irgendwann auf, Neues zu erleben? Wohl, weil man irgendwann böse Überraschungen meidet. Unser Autor lernt einfache Gegenmittel von seiner Tochter.
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Luna ist 25 Jahre alt. Ihr Vater Tillmann Prüfer schreibt hier im wöchentlichen Wechsel über sie und seine anderen drei Töchter im Alter von 20, 18 und 12 Jahren. © Aline Zalko für ZEITmagazin
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Warum hört man irgendwann auf, Neues zu erleben? Wohl, weil man irgendwann böse Überraschungen meidet. Unser Autor lernt einfache Gegenmittel von seiner Tochter. Von Tillmann Prüfer
Aus der Serie: Prüfers Töchter ZEITmagazin Nr. 55/2025 30. Dezember 2025, 10:59 Uhr aktualisiert am 30. Dezember 2025, 10:59 Uhr
Meine Tochter Luna hat mit einem Freund einen Ausflug gemacht. Sie waren einfach eine Stunde außerhalb von Berlin, in einem Bungalow an einem kleinen See. Luna kam von diesem Ausflug zurück wie von einem großen Abenteuer. Weil es so nett gewesen war. Sie berichtete mir, dass sie beispielsweise an einem Zaun einen Hund gestreichelt hatte. Und kurzerhand wurden die beiden von der Hundehalterin hereingebeten – zu Kaffee und Kuchen. Später trafen sie beim Spazierengehen auf eine andere Frau. Sie kamen mit ihr ins Gespräch, und schließlich bot diese ihnen an, mit ihr eine kleine Autofahrt zu machen, um ihnen die Jagdhütte von Erich Honecker in der Schorfheide zu zeigen. Die Schorfheide war zu DDR-Zeiten staatliches Jagdgebiet, und Erich Honecker hat dort mit seinem Repetiergewehr auf Rothirsche geschossen. Die auskunftsfreudige Dame stellte sich als ehemalige Stasi-Mitarbeiterin heraus. Das fand Luna interessant – wann trifft man schon so jemanden? Die Staatssicherheit war damals für die Bewachung des Gebiets zuständig. Noch am 8. November, dem Tag vor dem Mauerfall, soll Honecker dort drei Hirsche geschossen haben. "Man erlebt so viel mehr, wenn man offen ist", befand Luna am Ende.