Paartherapie: "Die größten Bedrohungen sind oft alltägliche Dinge, keine Dramen"
Die Pariser Paartherapeutin Cécilia Commo ist Expertin für Lust. Sie erklärt, wie Paare sie wieder bekommen. Und warum Deutsche leidenschaftlicher sind, als sie denken.
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_Über Paris sagt man, es sei die Stadt der Liebe. Wie es den Liebespaaren in dieser Stadt wirklich geht, weiß Cécilia Commo, die dort seit vielen Jahren als Psycho- und Sexualtherapeutin praktiziert. Hier spricht sie darüber, warum Paare überall auf der Welt ähnliche Probleme haben, und was bei deren Bewältigung hilft.
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ZEITmagazin: Der Mythos von den leidenschaftlichen Parisern, die gerne flirten und es mit Affären nicht so eng nehmen, ist weltberühmt. Merken Sie bei den Paaren in Ihrer Praxis etwas davon?
Cécilia Commo: Ich verstehe, woher dieser Mythos kommt. Paris ist eine romantische Stadt: die kleinen Straßen, die Brücken, die Cafés, das Licht. Und dann die vielen Filme und Bücher – wenn ein Ort immer wieder als Kulisse romantischer Geschichten gezeigt wird, glauben das irgendwann alle. Und was auch stimmt: Paris war eine der ersten Städte, in denen schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts Intimität offen gezeigt wurde. Die Leute saßen auf Café-Terrassen, sie spazierten an der Seine entlang und flirteten in der Öffentlichkeit. Das berühmte Foto Der Kuss, auf dem sich eine Frau und ein Mann sehr leidenschaftlich küssen, wurde in Paris aufgenommen. Wir haben eine lange literarische Tradition, die Liebe als etwas Existenzielles behandelt – von den Briefen der Madame de Sévigné bis zu den Romanen von Gustave Flaubert. Für Ausländer, besonders für Amerikaner und Nordeuropäer, wirkt das Leben in der Stadt auch heute noch sehr frei.