Sklaverei: Menschenräuber auf den Meeren
In der Frühen Neuzeit wurden unzählige Europäer von muslimischen Korsaren versklavt. Die Piraten schufen sogar eigene Staaten. Doch die andere Seite war nicht besser.
Sklaverei: Menschenräuber auf den Meeren
Hunderttausende Europäer werden in der Frühen Neuzeit von muslimischen Korsaren versklavt. In Nordafrika errichten die Piraten sogar eigene Staaten. Aber auch Christen machen Menschen zur Ware.
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Während eines Seegefechts bringen Korsaren ihre Kanonen in Stellung. Das orientalisierende Gemälde entstand 1844. © mauritius images/Painters/ Alamy Stock Photos
Als sie den Gegner bemerken, ist es bereits zu spät. Die Hoffnung, ein kleines Handelsschiff unter dänischer Flagge, hat Nantes verlassen und will nach Hamburg. Die sieben Seeleute an Bord, einer von ihnen ist der Schiffsjunge Hark Olufs, versuchen noch, den Korsaren, die Jagd auf sie machen, zu entkommen. Aber im Ärmelkanal schlagen die Angreifer im März 1724 zu. Algerische Kaperfahrer, Schrecken der christlichen Seefahrer vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, bringen die Hoffnung auf.
Hark Olufs war im Juli 1708 auf Amrum zur Welt gekommen. Sein Vater war Kapitän, und so wurde er selbst ebenfalls Seefahrer. Er fing mit zwölf Jahren als Schiffsjunge an, wie so viele Gleichaltrige aus Nordfriesland. Der Überfall der Korsaren, die als "Barbaresken" in den christlichen Küstenländern Europas gefürchtet wurden, veränderte sein Leben von Grund auf. Die Angreifer verschleppten das Handelsschiff samt Besatzung nach Algier. Der nordafrikanische Stadtstaat war nicht nur die wichtigste Korsarenhochburg in Nordafrika, er war zudem der bedeutendste Umschlagplatz für das "weiße Gold".
So wurden christliche Sklaven genannt, die wie Hark Olufs gefangen genommen und an die "Korsarenküste" verschleppt wurden. Sie landeten meist auf einem der Sklavenmärkte Nordafrikas. Geschätzt mehr als eine Million Europäer, Männer und Frauen, wurden zwischen 1530 und 1780 von den Korsaren nach Algier, Tunis, Tripolis und Marokko verschleppt und versklavt; viele von ihnen konvertierten zum Islam – unter Zwang oder voller Hoffnung auf Freiheit.
Auf Menschenjagd gingen die Barbaresken auch an Land. Sie überfielen Küstendörfer und nahmen die jungen und gesunden Einwohner mit. Die Christen verfuhren ähnlich an der nordafrikanischen Küste. Der Konflikt zwischen den Barbaresken und den Christen, vor allem Spaniern und dem Malteser-Ritterorden, war religiös aufgeladen, jedoch in erster Linie ökonomisch getrieben. Meist stand die Beute im Vordergrund, nicht der Kampf gegen Andersgläubige.