UNICEF-Bilanz: Nie lebten mehr Kinder in Kriegs- und Krisengebieten
Fast jedes fünfte Kind auf der Welt wächst in Krisen- und Konfliktgebieten auf. Das ist die Bilanz des Kinderhilfswerks UNICEF. Krieg, Hunger und fehlende Grundversorgung gefährden das Leben von Millionen Jungen und Mädchen.

Stand: 30.12.2025 06:53 Uhr
Fast jedes fünfte Kind auf der Welt wächst in Krisen- und Konfliktgebieten auf. Das ist die Bilanz des Kinderhilfswerks UNICEF. Krieg, Hunger und fehlende Grundversorgung gefährden das Leben von Millionen Jungen und Mädchen.
Das Kinderhilfswerk UNICEF zieht für das Jahr 2025 eine düstere Bilanz. "Nie zuvor wuchsen so viele Kinder in Krisen- und Konfliktgebieten auf wie heute - fast jedes fünfte Kind und damit fast doppelt so viele wie Mitte der 1990er-Jahre", teilte die UN-Hilfsorganisation mit.
Millionen Mädchen und Jungen litten demnach 2025 unter Hunger, Gewalt, Kriegen, Krankheiten und einer zusammengebrochenen Grundversorgung. "Die globale Unterfinanzierung humanitärer Hilfe verschärfte die Situation", so UNICEF.
Die Vereinten Nationen stellten zudem für das Vorjahr einen Höchststand schwerer Kinderrechtsverletzungen und Angriffe auf humanitäre Helferinnen und Helfer fest: 41.370 schwere Kinderrechtsverletzungen in nur einem Jahr seien für 2024 verifiziert. "Das ist ein Anstieg von 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr." Dahinter stünden Zehntausende Kinder, die getötet, verstümmelt, von bewaffneten Gruppen rekrutiert, entführt oder Opfer sexualisierter Gewalt wurden. Ihnen fehlten Bildung, Schutz, medizinische Versorgung oder humanitäre Hilfe. Die Zahlen für 2025 liegen noch nicht vor, aber Unicef geht davon aus, dass sich angesichts der aktuellen Kriege und Krisen keine Verbesserung ergeben hat.
Erstmals Hungersnot in zwei Ländern
Allein in der Demokratischen Republik Kongo wurden nach UNICEF-Angaben in den ersten neun Monaten dieses Jahres mehr als 35.000 Fälle sexualisierter Gewalt gegen Kinder registriert. In dem afrikanischen Land gab es 2025 auch den schlimmsten Cholera-Ausbruch seit 25 Jahren.
Erstmals sei 2025 innerhalb eines Jahres in zwei Ländern eine Hungersnot bestätigt worden. "In beiden Fällen war sie menschengemacht, ausgelöst durch Krieg und Konflikte: in Regionen des Sudan und des Gazastreifens", teilte UNICEF mit. Im Sudan sei 2024 und 2025 in mehreren Gebieten in Darfur eine Hungersnot festgestellt worden.
Im Gazastreifen wurde demnach im Sommer 2025 in Teilen von Gaza-Stadt ebenfalls eine Hungersnot festgestellt, nachdem Krieg und Blockaden von Hilfslieferungen zu einer katastrophalen Situation geführt hätten. Mittlerweile bestehe nach neuesten Daten zwar keine Hungersnot mehr, aber die Situation bleibe so fragil, dass weiterhin 100.000 Kinder im Gazastreifen von hoher akuter Ernährungsunsicherheit betroffen seien.
"Eklatantes Versagen unserer globalen Politik"
"Hunger und Kinderarmut sind kein Schicksal wie eine Naturkatastrophe, die uns plötzlich und unvorbereitet trifft", so Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. "Sie zeigen ein eklatantes Versagen unserer globalen Politik und unserer Gesellschaft gegenüber unseren Kindern." Kinder zahlten den höchsten Preis, dabei seien sie völlig unschuldig an den Konflikten.