Wie Flip-Flops zum Hassobjekt der Rechten in Brasilien wurden
In Brasilien werden Flip-Flops gerade zum Politikum: Wegen eines Werbespots der Marke Havaianas ruft die extreme Rechte zu deren Boykott auf - und mobilisiert so schon mal für die anstehende Präsidentschaftswahl 2026. Von Oliver Neuroth.

Stand: 28.12.2025 15:42 Uhr
In Brasilien werden Flip-Flops gerade zum Politikum: Wegen eines Werbespots der Marke Havaianas ruft die extreme Rechte zu deren Boykott auf - und mobilisiert so schon mal für die anstehende Präsidentschaftswahl 2026.
Von Oliver Neuroth, ARD-Hauptstadtstudio, zzt. ARD-Studio Rio de Janeiro
Sie dürften das brasilianischste Modeaccessoire überhaupt sein: Havaianas. Die Menschen tragen die Flip-Flops am Strand, zu Hause, beim Einkaufen oder auf der Arbeit - es gibt sie in so gut wie allen Farben und Mustern. Die Firma verkauft nach eigenen Angaben pro Jahr 250 Millionen Paare in 100 Ländern.
Für einen Werbespot zur Feiertagskampagne engagierte Havaianas die brasilianische Schauspielerin Fernanda Torres. Sie wolle das Jahr 2026 nicht mit dem rechten Fuß starten, sagte Torres in dem Spot und spielte auf ein brasilianisches Sprichwort an, das besagt: Wer mit dem rechten Fuß ins Jahr schreitet, wird Glück haben. "Ich wünsche mir, dass Sie mit beiden Füßen ins neue Jahr starten", so Torres. "Beide Füße in der Tür, beide Füße auf der Straße, beide Füße im Spiel."
Bolsonaro-Sohn wittert Propaganda für die Linken
Die extreme Rechte im Land sieht darin ein politisches Statement. Von der Frau, die eine Hauptrolle im oscarprämierten Film "Für immer hier" spielt, der von der Militärdiktatur in Brasilien handelt. Torres verkörpert darin eine Widerstandskämpferin.
Für Eduardo Bolsonaro, einen der Söhne von Ex-Präsident Jair Bolsonaro, steht fest: Der Flip-Flop-Werbespot propagiert die Politik der Linken. Er habe gedacht, Havaianas seien ein Nationalsymbol, sagte Eduardo Bolsonaro in einem Social-Media-Video und hält ein Paar der Flip-Flops mit kleiner Brasilien-Flagge in den Händen.
Er habe falsch gelegen, meint er. Bolsonaro wirft die Schuhe in dem Clip in einen Mülleimer. Genau das machen gerade viele Anhänger der extremen Rechten: Einige zerschneiden ihre Havaianas sogar und stellen Videos davon ins Internet. Dazu der Aufruf, die Schuhmarke zu boykottieren.
Havaianas verliert 30 Millionen US-Dollar Marktwert
Den Boykottaufruf teilt auch der Parlamentsabgeordnete Rodrigo Valadares. Er teilt dem dazu schriftlich mit: "Havaianas hat beschlossen, seine Neutralität aufzugeben und sich klar gegen die Rechte zu positionieren. Wenn sich eine Marke politisch engagiert, verliert sie zwangsläufig Kunden." Der Marktwert der Firma Havaianas ist in den vergangenen Tagen um mehr als 30 Millionen US-Dollar eingebrochen. Das Unternehmen selbst hat sich zu den Vorgängen bisher nicht geäußert.
