Wirtschaftliche Bilanz 2025: Ein Jahr zum Vergessen
In Deutschland schießt der Dax hoch, die Löhne wachsen. Warum stagniert dann trotzdem die Wirtschaft? Es fehlt nicht bloß an Nachfrage, die Probleme reichen tiefer.
Die wirtschaftliche Bilanz von 2025 ist, nun ja, durchwachsen. Aber es gibt Ausnahmen.
Aus der ZEIT Nr. 01/2026 Aktualisiert am 30. Dezember 2025, 16:56 Uhr
Ihr Browser unterstützt die Wiedergabe von Audio Dateien nicht. Download der Datei als mp3: https://zon-speechbert-production.s3.eu-central-1.amazonaws.com/articles/2bb2c9d2-a790-440e-afbb-256ac0269a43/full_56977502e460397ca6c711ef284c353c0d461b0e42f30b6652c713f6312f96f6e36079d2584cc304d0e71d70cfd8819a.mp3

Die Löhne sind gestiegen, doch die Wirtschaftsleistung Deutschlands dürfte 2025 allenfalls minimal gewachsen sein. © Charlotte Kunstmann/Plainpicture
Ständig ist von Krise die Rede, doch auf den ersten Blick erscheint die wirtschaftliche Bilanz des Jahres 2025 gar nicht so übel. Stark gestiegen sind etwa die Löhne – also die wichtigste Einkommensquelle vieler Menschen. Nach Abzug der Inflation lagen die Gehälter im dritten Quartal um 2,7 Prozent über dem Vorjahr. Phänomenal entwickelten sich außerdem die Börsenkurse. Der Deutsche Aktienindex (Dax), der die Kursentwicklung der 40 wichtigsten börsennotierten Unternehmen widerspiegelt, legte bis Weihnachten um 22 Prozent zu. Insofern war 2025 ein gutes Jahr.
Zugleich gibt es viele trübe Nachrichten: Die Wirtschaftsleistung – das Bruttoinlandsprodukt (BIP) – dürfte auch 2025 allenfalls minimal gewachsen sein (die Daten für das Schlussquartal fehlen noch). Es gingen mehr Firmen pleite als im Vorjahr, und die Zahl der Arbeitslosen stieg weiter an. Insofern war 2025 ein schlechtes Jahr.
Wie passt beides zusammen? Dass die Börse sich anders als das BIP entwickelt, lässt sich noch am einfachsten erklären. Die 40 Dax-Konzerne bilden nur einen Ausschnitt der Wirtschaft, zu der 3,5 Millionen Unternehmen gehören. Viele Konzerne produzieren und erwirtschaften einen Großteil ihrer Gewinne auch gar nicht in Deutschland. Aus beiden Gründen spiegelt der Dax nicht die deutsche Wirtschaftslage.
Und die Löhne, wie können die steigen, wenn die Wirtschaft stagniert? Zum einen sind manche Lohnvereinbarungen noch eine Reaktion auf die Inflation in den Vorjahren. Zum anderen ist aufschlussreich, wo die Gehälter besonders zulegten: im Bereich Erziehung und Unterricht (plus 7,3 Prozent laut Statistischem Bundesamt), außerdem in der Versicherungsbranche (plus 7,1 Prozent) und bei Versorgungsunternehmen (plus 6,1 Prozent). Es gibt eben in einer stagnierenden Wirtschaft auch Bereiche, denen es gut geht. Das gilt insbesondere für den öffentlichen Sektor. Zur Wahrheit gehört außerdem: Rechnet man alle Einkommen der privaten Haushalte zusammen, und zieht Steuern und Abgaben ab, bleibt ein schwaches reales Plus von 0,5 Prozent.